irgendwie offiziell. echt jetzt.

Oder auch: Zwischen 'Ich will nie heiraten und bloß keine Kinder' und 'Scheiße - JA, ICH WILL' liegen manchmal Welten. Oder eben nur Eine. Unsere.
Es gibt sie - diese Tage, die einfach so daherkommen, dich an die Hand nehmen und so schnell nicht loslassen werden. Gestern war so ein Tag. Beim ersten Kaffee war schon nach dem ersten Sex. Und zweiten. Aber darum soll es in diesem Text nicht gehen. Vielmehr geht es um  Sicherheit, was sie bedeutet und warum man immer und immer wieder dafür kämpfen muss. Interessiert euch nicht? Herzlichen Glückwunsch - entweder bist Du ein nicht zu beneidenswerter Glücksfall oder dumm. Denn in der Wirklichkeit, hier unten bei Schnaps und Tränen, wo es um Authentizität und echte Gefühle geht, da tut's halt manchmal einfach weh. Richtig weh. Aber auf der anderen Seite halt eben auch so richtig gut. Und um das gut geht es jetzt.
Denn, egal mit wem ich wann und wie im letzten Jahrzehnt verkehrte - ich war immer die Scherbatzky unter den Mädels. Die, die sich nicht binden und vor allem keine Kinder wollte. Ich konnte stundenlang für die Freiheit referieren und auf WG-Partys alle bis zu bedingungslosem Verständnis überzeugen. Alle, die damals noch überzeugt taten sind genau das nicht mehr - mittlerweile. Täglich grüßen neue Hochzeitsfotos noch mit oder schon ohne Baby-Bauch. Kinderfotos. Schnuller-Spielzeug- an Süßhaftigkeit nicht zu überbietender Kram halt. Lässt mich kalt. Denk ich. Naja gut, das bisschen Hormone. Das bisschen Wunsch nach Sicherheit. Ach komm schon.
Und plötzlich war er da. Dieser kitschige Moment in dem ich mich für den Einen von irgendeinem trennte. Kopfüber in ein Abenteuer stürzte. Zu keiner Sekunde hab ich das bereut. Ich bin überzeugt davon, noch nie so geliebt zu haben. Diese glitzernden Augen, dieses verschmitzte Lächeln, dieser mich kitzelnde Bart - alles an mir liebt alles an ihm. Schritt für Schritt - Drama für Drama - nehmen wir Kurs auf. Das perfekte Team. Unendlich viele Streits. Umzug. Krankheit. Nichts hält uns auf. Wir bauen fleißig an unserem Sicherheitsbunker. So unumstößlich wie eine Burg - so zerbrechlich wie eine rosa Seifenblase. Und dann ist er wieder da - dieser Moment. Dieser Streit. Irgendwas mit Eifersucht und Kontrolle und Angst. Im Grunde ist es immer die Angst, die sich genau dann, wenn gerade alles perfekt ist, nach oben kämpft, einen mit ihrer verhöhnenden Fratze ins Gesicht lacht und alles wieder zum Wackeln bringt. Und ja es wackelt. Und es tut weh. Aber irgendwas ist anders.
Ich falle. Ich falle aber nicht mehr ins bodenlose. Es tut weh, aber es frisst mich nicht mehr auf. Es geht mir um Offenheit. Klarheit. Ehrlichkeit. Viel mehr als um Sieg. Ego. Und Rechthaberei. Wir streiten. Aber wir streiten um unsere Sicherheit zu beschützen. Irgendwie streiten wir miteinander und nicht mehr gegeneinander. Irgendwann driften wir ab. Erzählen uns von Fehlern, die wir begangen. Untreue, die wir gelebt. Partnern, die uns egal waren. Anstatt deshalb an unserer Sicherheit zu zweifeln. An unserem bedingungslosen Vertrauen zu rütteln. Anstatt irgendwas oder Alles in Frage zu stellen, stelle ich nur fest. Ich stelle fest, dass ich noch nie so treu war. Dass mir Sicherheit und Liebe noch nie so viel bedeutet hat. Dass Monogamie sich keine Sekunde nach Käfig anfühlen muss. Dass man frei und trotzdem treu sein kann. Weil man es will. Und in dem Moment guckt er mich an - er guckt in mich hinein. Ich bin sicher er denkt das gleiche. Fühlt es. Weiß es, denn plötzlich sagt der unbändige Heiratsgegner, der im Herzen immer freie Hippie, das, was ich nie erwartet. wovon ich nie geträumt zu wagen habe. Seine Hand in meiner - sein Blick auf mir verweilend sagt er ruhig 'Willst Du mich heiraten?' - er sagt es todernst und voller Liebe. Das hat nichts mit der leeren Flasche Schnaps auf dem Tisch zu tun. Nichts mit dem Rumgealber, wenn es sonst um das Thema ging. Nein - das war ernst. Und ich bin ruhig. Scheiße JA, sag ich und es laufen 2 bis zweihundertweiundzwanzig Freudentränen meine Wange hinab. Ich kann das nicht glauben. Kaum fassen, aber ich bin jetzt die 'Zukünftige' von meinem 'Zukünftigen'. Scheiße ja - und das fühlt sich so verdammt gut an. So richtig.Noch kein Ring. Noch kein Termin. Aber so viel fast unaushaltbare Liebe. Nicht weil sie perfekt ist. Weiß Gott nicht. Aber weil sie echt ist. Und vor allem weil sie unsere Liebe ist. Unser Baby. Noch unser einziges. Noch denk ich und grinse.
Denn JA, manchmal liegen zwischen 'Ich will nie heiraten und bloß keine Kinder' und 'Scheiße - JA, ICH WILL' Welten. Oder eben nur Eine. Unsere.

1 Kommentar:

  1. oh das ist ur schön. besonders mag ich: "Irgendwie streiten wir miteinander und nicht mehr gegeneinander." das ist so wahr und worte, nach denen ich gefühlt seit einer ewigkeit suche!

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