Blätterrascheln und Weltuntergang.

Doch es geht um so viel mehr: Mehr Sex. Mehr Zimt. Mehr Liebe.


Den Kopf im viel zu großen Schal versteckt, laufen wir durch den Herbst, als bestünde er  nur aus bunten Blättern, grauen Tagen und hoffnungsloser Endlichkeit. Ja Himmel, im Herbst ist alles vorbei. Die warmen Tage, die langen Nächte und die Schmetterlinge im Bauch.  Doch aus den kurzen, kalten Tagen werden die längsten und heißesten Nächte.
Denn das schönste am Herbst? Der Geruch von Sex, Zimt und Liebe.
So laufe ich durch den malerisch grauen Alltag. Regentropfen werden vom rauen Wind verweht und tanzen mit den trostlosen, vertrockneten Blättern den Totentanz. Mir ist kalt. Den viel zu großen Schal zieh ich enger, versteck mich darin vor dem großen grauen Weltuntergang. Der Herbst schreit einem die Endlichkeit ins Gesicht. Das Jahr geht zu Ende. Mein Jahr. Wiedermal.
Der Schlüssel kratzt im Schloss. Ich schließ meine Augen und rieche ihn. Meinen Herbst. Mein Mann, der Zuhause auf mich wartet. Der Zimt in der Luft von der Duftkerze im Flur. Es riecht nach Zuhause, nach ihm, uns. Schuhe aus, Schal aus, Mantel aus. Ankommen. Fallen lassen. Wie die Blätter draußen im Strudel des Windes tanzen - so tanze ich in Deinem.
Still stehst Du vor mir. Deine Augen fesseln mich. Alle Gedanken an Endlichkeiten, Alltäglichkeiten scheinen kilometerweit weg. Kilometerweit weggetragen vom Herbststurm. Es ist nicht länger kalt und grau. Es ist endlich warm. Und wie. Deine Hände streicheln meinen Hals. Meine Wange. So liebevoll. So zart. Deine Augen verdunkeln sich und im gleichen tiefen Atemzug streichst du meinen Hals runter und deine Hand legt sich fest, bestimmen um meinen Hals. 
Du nimmst mir die Luft. Die Luft zum Atmen  und alles in mir ringt nach Luft. Nach Lust. Nach Dir. 
Du kitzelst es wach. Weckst es aus dem anstehenden Winterschlaf. Das Tier in mir. Deine Fingerspitzen brennen auf meiner Haut. Brennen sich ein. So heiß. So gut.
Wir kämpfen uns vom Flur auf's Sofa. Hinterlassen Spuren aus Klamotten. Lauter, schwerer Atem ist unser Herbststurm, der uns trägt. Immer stürmiger. Immer wilder.
Je wilder wir werden, desto wärmer wird es um uns. Je lauter wir werden, desto leiser wird es um uns. Je dunkler das Wir, desto strahlender die Welt.
Alles, was grau und endlich schien ist weit weg. Ich fühle nur Dich. Uns. Mehr brauch ich nicht. Aus Endlichkeit wird Unendlichkeit. Aus Angst vor dem Ende, Hoffnung auf Neuanfang. Eng verschlungen. Zitternd. Schwitzend. Deine Haut auf meiner. 
Es riecht nach Sex. Purer, intimer Leidenschaft. So liegen wir da. Du hältst mich fest. Wir haben immer noch kein Wort miteinander gewechselt. Warum auch? Worte sind überflüssig, wenn du realisierst, dass der Herbst in all seiner traumhaft schönen Grausamkeit kein Ende ankündigt, sondern einen Neuanfang. 
Er streift alles ab. Das alte Jahr. Das Vergangene. Den Alltag. Ich streif alles ab. Mit den Klamotten auch den Alltag. Lass meine Hüllen und mich fallen - atme tief ein. Atme den Herbst. Meinen Herbst. Atme den verführerischen Geruch von Sex, Zimt und Liebe. 

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